2012
by Barbara Stummer
Die Haute Couture ist die Königsdisziplin der Mode – und Cathleen Naundorf ihre Hof-Fotografin. Seit sieben Jahren setzt die Künstlerin große Roben großartig in Szene
Cathleen Naundorf ist eine Sammlerin. Sie sammelt Eindrücke von Orten und Accessoires, ausdrucksstarken Gesichtern und kunstvollen Haute-Couture-Kleidern und sie verwahrt all das in ihrem Kopf. So lang bis die einzelnen Teile dort zu einem Bild zusammenfinden. Die Kleider von Elie Saab mit dem prächtigen Empfangssalon Napoleon Bonapartes im Château Malmaison oder zwei Chanel-Roben mit dem Pariser Grand Palais (siehe oben). ”Ich laufe durch Paris, wo ich seit 1997 lebe, sehe Locations, die mich inspirieren, entdecke Kleider auf Haute-Couture-Schauen, mache mir Skizzen, entwickle Storyboards, suche nach dem passenden Model. Es kann ein ganzes Jahr dauern, um das dann alles zusammenzuführen.” Wenn es schließlich so weit ist, entstehen diese für Naundorf typischen Fotografien – märchenhaft, nostalgisch und glamourös – präzise durchkonstruiert wie Filmszenen von Fellini.
Man sieht es den Bildern an, wie sorgfältig sie entworfen wurden. Die Künstlerin nimmt sich sehr viel Zeit für ihre Arbeit. Viel mehr als in der Modefotografie heute üblich ist. Seelenlose, glatt retuschierte Fotos sind ihr ein Graus. Statt ”zeitgemäß” digital zu arbeiten, benützt sie deshalb lieber eine analoge Großformatkamera, die sie mit nicht mehr erhältlichen Polaroidfilmmaterial kombiniert. Eine Methode, die keine Fehler erlaubt: ”Ich muss das Szenario schon exakt im Kopf haben, bevor ich es fotografiere. Hinterher lässt sich nichts mehr verändern. Dafür haben die Polaroids diesen wunderbaren Charme des Unperfekten.” Und diesen poetischen Freskeneffekt, der den Eindruck vermittelt, als wären sie aus der Zeit gefallen.
In diesem sehr individuellen Stil setzt Cathleen Naundorf nun seit sieben Jahren ihr Lieblingsthema in Szene: Haute Couture. Bei 150 Shootings hat sie, meist in spektakulären Settings, die schönsten Roben großer Modehäuser von Dior bis Valentino fotografiert. Ein Megaprojekt, das anfangs nicht einfach zu realisieren war. Kein Designer gibt leichtfertig seine Meisterwerke aus der Hand. Jahrelang hat Cathleen Naundorf Beziehungen und Vertrauen aufgebaut. Heute ist sie mit vielen Designern befreundet, geht in den Modehäusern zu Recherchezwecken ein und aus und wird bei Produktionen von deren eigenen Hair- und Make-up-Artists unterstützt. Der Erste, der ihr den Einstieg ermöglichte, war Jean Paul Gaultier. ”Ich habe ihn einfach angerufen und um einen Termin gebeten, den ich erstaunlicherweise bekam. Meine Fotos haben ihm so gut gefallen, dass er mir sein Atelier geöffnet hat.” Mit derselben Kombination aus Leidenschaft und Talent hat sie Ende der 80er-Jahre den Starfotografen Horst P. Horst von sich überzeugt. Er wurde ihr Mentor und begeisterte die als Reisefotografin arbeitende Naundorf für Mode. Wie gut diese Neuorientierung war, zeigt eine Ausstellung mit ihren Werken (21. 6. bis 4. 8. in der Galerie Bernheimer in München) – und der Bildband ”Haute Couture. The Polaroids of Cathleen Naundorf” im Prestel-Verlag.
BARBARA STUMMER
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